Unsere Prinzipien bestimmen unser Handeln!
Die ersten Corps sind zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstanden.
Sie gaben sich lateinische Namen nach der Herkunftsregion ihrer Mitglieder (z.B. „Borussia“ oder „Bavaria“) und übernahmen von den älteren studentischen Orden verschiedenen Symbole und Zeichen wie z.B. den Zirkel. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Corps ebenso wie die anderen Studentenverbindungen verboten und existierten im Geheimen weiter. In dieser Zeit wurden Namen und Erkennungszeichen zum Schutz vor den Behörden oft gewechselt – das macht die studentengeschichtliche Forschung bis heute so spannend!
Nach den Revolutionen von 1848 und 1849 begann mit den neuen Freiheiten auch eine neue Ära für die Studentenverbindungen, die höchstes Ansehen genossen: Ihre Kultur konnte sich offen entfalten, neue Formen von Verbindungen entstanden. Besonders aber waren die als vornehm geltenden Corps Anlaufstelle für bedeutende Persönlichkeiten und die Söhne von Herrscherhäusern: Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm II. sind nur zwei Beispiele von vielen, die den Corps das noble Image verliehen, das ihnen heute noch anhaftet.
Nach dem Ersten Weltkrieg und zu Beginn der Weimarer Republik hatten die stark an der Kaiserzeit orientierten Corps einen Zulauf wie nie zuvor – obwohl sie gesellschaftspolitisch umstritten waren.
Ab 1933 brachen mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten schwere Zeiten für die Corps an, die mit ihren demokratischen Strukturen in krassem Widerspruch zum Führerprinzip standen. Ab 1935 mussten sie daher wieder heimlich weiterexistieren, die Wiederaufnahme des aktiven Betriebs erfolgte erst, nachdem die Wirren der Nachkriegszeit überwunden waren. Corps aus den besetzten Ostgebieten verlegten ihren Sitz in den Westen. Doch auch in der wiedererlangten demokratischen Freiheit musste das Recht zum Tragen von Farben und das Fechten von Mensuren vor Gericht erstritten werden.
Die Jahre der 68er-Bewegung stellte die Corps mit dem grundsätzlichen Infragestellen alter Traditionen vor erhebliche Nachwuchsprobleme. Auch stiegen die Studentenzahlen in bislang unbekannten Dimensionen und der prozentuelle Anteil der Corpsstudenten nahm deutlich ab. Trotzdem erreichten viele Corpsstudenten wichtige Positionen des öffentlichen Lebens als Minister oder Vorstandsvorsitzende bedeutender Großunternehmen. Die deutsche Wiedervereinigung führte dazu, dass die meisten der nach dem Krieg in den Westen übersiedelten Corps sich wieder ihrer Herkunft besannen und an ihre alten Universitätsstädte zurückkehrten.
Die Corps wurden zunächst an den geisteswissenschaftlichen Universitäten gegründet und trafen sich zur Jahrestagung in Bad Kösen, daher „Kösener Corpsstudenten“, und später an den technischen Universitäten mit dem Tagungsort in Weinheim, daher „Weinheimer Corpsstudenten“.
Unsere Prinzipien
Corps sind weltoffen, tolerant und akademisch. Unsere Regeln haben sich vor dem Hintergrund der akademischen Freiheit entwickelt und bis heute überdauert. Eines unserer wichtigsten Prinzipien ist das Lebensbund-Prinzip, das die aufrichtige, generationenübergreifende Freundschaft auf Lebenszeit meint. Um dieses umzusetzen, bedarf es einer Probezeit, in der sich das neue Mitglied als „Fuchs“ bewährt. Wir bekennen uns zur unbedingten Toleranz gegenüber anderen Meinungen, der politischen, religiösen und wissenschaftlichen Gedankenfreiheit (soweit mit ethischen Grundregeln vereinbar) sowie gegenüber Herkunft und Nationalität.
Unsere Entscheidungsstrukturen sind unabhängig von äußeren Einflüssen wie Staat, Behörden, Parteien usw. Es zählt die Mehrheit der Stimmen, jeder ist verpflichtet, sich eine Meinung zu bilden und hat das Recht diese zu äußern und zu vertreten. Die Menschenwürde betrachten wir als höchstes Gut. Deshalb zeichnen ein ehrenvolles Auftreten, die Achtung der Ehre des anderen, die Wahrung der eigenen und die Pflege ausgezeichneter Umgangsformen einen Corpsstudenten aus. Die Mensur dient als Bewährungsprobe, die eine unverzichtbare Form der Charakterfestigung und Persönlichkeitsbildung darstellt.
Große Namen

Friedrich Bayer (1825–1880)
Gründervater und Namensgeber des späteren Bayer-Konzerns
Corps Saxonia Bonn

Gottlieb Daimler (1834–1900)
Daimler entwickelte zusammen mit Wilhelm Maybach den ersten schnelllaufenden Ottomotor und das erste vierrädrige Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor.
Corps Stauffia Stuttgart

Hugo Junkers (1859–1935)
Er gründete 1895 in Dessau die Firma Junkers & Co. und war bis 1932 Eigentümer der Junkers Motorenbau GmbH und Junkers Flugzeugwerk AG.
Corps Delta Aachen

Wilhelm von Opel (1871–1948)
Mitinhaber der Adam Opel KG
Corps Franconia Darmstadt

Claude Dornier (1884–1969)
Flugzeugkonstrukteur und Luftfahrtpionier
Corps Guestphalia München

Bernhard Sprengel (1899–1985)
Schokoladenfabrikant und Kunstmäzen (Sprengel-Museum)
Corps Holsatia Kiel

Hanns Martin Schleyer (1915–1977)
Vorstandsmitglied der Daimler-Benz AG, Präsident des Arbeitgeberverbandes und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Wurde von RAF-Terroristen ermordet
Corps Suevia Heidelberg

Alfred Herrhausen (1930–1989)
Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Wurde von RAF-Terroristen ermordet
Corps Hansea Köln

Alfred Brehm (1829–1884)
Naturforscher und Schriftsteller (Brehms Tierleben)
Corps Saxonia Jena

Karl Ferdinand Braun (1850–1918)
Physiker, Erfinder der Braunschen Röhre, Nobelpreisträger
Corps Teutonia Marburg

Emil von Behring (1854–1917)
Mediziner, Immunologe, Serologe und Unternehmer. Nobelpreisträger
Corps Suevo-Borussia Berlin

Alois Alzheimer (1864–1915)
Psychiater, Entdecker der gleichnamigen Krankheit
Corps Franconia Würzburg

Heinrich Heine (1797-1856)
Dichter, Schriftsteller
Corps Guestphalia Göttingen

Hugo Wilhelm Henkel (1881–1952)
Mitbegründer der Firma Henkel & Co Düsseldorf
Corps Stauffia Stuttgart

Ludwig Thoma (1867-1921)
Schriftsteller (Lausbubengeschichten), Herausgeber und Redakteur „Simplicissimus“
Corps Suevia München

Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1811–1877)
Bischof von Mainz, Begründer der Katholischen Soziallehre („Arbeiterbischof“), Widersacher Bismarcks im Kulturkampf
Corps Guestphalia Göttingen

Otto von Bismarck (1815–1898)
Erster deutscher Reichskanzler, Gründer des Deutschen Reiches
Corps Hannovera Göttingen

Wilhelm Liebknecht (1826 – 1900)
Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und Gegenspieler Otto von Bismarcks
Corps Hasso-Nassovia Marburg

Ulrich von Hassell (1881–1944)
Deutscher Botschafter in Belgrad und Rom, nach dem 20. Juli 1944 als Widerstandskämpfer hingerichtet
Corps Suevia Tübingen

Otto Schott (1851–1935)
Chemiker und Glastechniker, Gründer der Jenaer Glaswerk Schott & Gen. (Schott AG)
Corps Teutonia-Hercynia Braunschweig